Typ: | Handschrift (Band mit mehreren Werken) |
Hauptsachtitel: | Chorbuch 36: 7 Zyklen zum Ordinarium Missae, 2 Credo-Sätze |
FördererIn: | 2007744-0 |
Format: |
31,8 x 47,1 cm
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Entstehungszeit: |
um 1515
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Beschreibstoff: |
überwiegend Papier, fol. 1-161, das erste und letzte Blatt besteht aus Pergament
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Kodikologie: |
leergebliebene folios: 1-6, 29v-33v, 98v-100, 150v, 151, 161v • Rastrierung: Falz zur Schriftspiegelbegrenzung; Maße des Rastrals: 20 mm • Foliierung: neu, z.T. von gleicher Hand korrigiert • Sonstiges: Keine Initialen, kein Schmuck; Stimmbezeichnungen, Überschriften, Komponistennamen, sowie Cantus-firmus-Angaben in roter Tinte • die Messen wurden, ohne Berücksichtigung der beiden einzelnen Credo-Sätze, durchnummeriert (Nr. 1-7) • wo nicht anders markiert, liegt Wasserzeichen T vor. Wasserzeichen V findet sich geschlossen nur in Lage 3; auffällig ist das häufige Auftreten dieses Wasserzeichens bei den nachträglich eingeklebten Blättern. Fol. 2-5, sowie fol. 99 fehlen gänzlich; vermutlich wurden diese Blätter bei der Restaurierung der Handschrift fortgelassen. Auf den mit "leer" bezeichneten Seiten finden sich bisweilen blanke Notensysteme • Entstehungsvorgang: Ausgenommen zwei Sätze (von der anderen Hand II/Q), wird die gesamte Handschrift von der Schreiberkombination IV/R angefertigt • beide Schreiber sind bereits aus anderen Jenaer Chorbüchern bestens bekannt: es handelt sich um Wittenberger Hände. II/Q nimmt hier dieselbe Funktion war, die er bereits bei der Entstehung etwa der Chorbücher 30 oder 33 inne hatte: sein Wirken beschränkt sich auf Nachträge • für das abschließende Credo von Johannes Mouton kann eine eigentliche Faszikeleinteilung nicht vorgenommen werden, es wurde nachträglich, noch auf der letzten Seite des Faszikels VI beginnend, von Schreiber II/Q nachgetragen (fol. 156v-161r). Dafür wurde dann weitgehend die letzte Lage 18 verwendet. Das Verso von fol. 161 (Pergament) blieb leer. Denkbar ist die Verwendung dieses Credo in der vorstehenden 'Missa Paschalis' von Isaac.
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Schriftraum: |
30,7 x 45,6 cm
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Zeilenanzahl: |
Notenzeile 2; bis 10 Notenzeilen auf der Seite
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Anmerkung: |
Die Handschrift wurde, weil von starkem Tintenfraß befallen, restauriert und mit Japanpapier beklebt. Möglicherweise infolge der Restaurierung gibt es Unregelmäßigkeiten in der Foliierung (fol. 1-6, sowie fol. 99). Die Messen wurden, ohne Berücksichtigung der beiden einzelnen Credo-Sätze, durchnummeriert (Nr. 1-7).
Es wird deutlich, dass der Codex faszikelweise zusammengebunden wurde, und zwar dergestalt, dass (mit der Ausnahme) jeder Faszikel je eine Messe enthält. Die Leerseiten zu Beginn und Ende der Messen bestätigten diese Vermutung. Auffällig sind die beiden, von der eigentlichen Konzeption abweichenden Credo-Sätze: a. Einzig die beiden Credos sind nicht Isaac oder Rener zugehörig b. Beide Credos stehen jeweils am Ende ihrer lt. obiger Liste festgestellten Faszikel c. Im Falle des abschließenden Credo von J. Mouton tritt jener Schreiber in Aktion, dem keinerlei Anteil an der Planung der ursprünglkichen Konzeption zuzuschreiben ist. Es spricht also alles dafür, die ursprüngliche Anlage der Quelle als eine reine Isaac/Rener-Messenhandschrift anzunehmen |
Bestand: | Bibliotheca Electoralis » Handschriften |
Projekt(e): |
Bibliotheca Electoralis
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Gattung: |
Lied
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besitzende Institution: | |
Förderer: | |
Signatur(en): |
Chorbuch 36
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Geschichte: |
Die Lokalisierung dieser Quelle in das Umfeld der kursächsischen Hofkapelle leitet sich hier wesentlich aus dem konzentrierten Auftreten Rener'scher Kompositionen ab; ihre Entsetehung ist um 1515 anzusetzen.
Wenn, wie in den Katalogisaten der süddeutschen Teile der Jenaer Chorbücher herausgearbeitet, ein Aufenthalt Isaacs in Kursachsen aufgrund der Quellenlage, wie sie sich heute darstellt, als eher unwahrscheinlich angenommen werden muss, andersherum jedoch spezifisch mitteldeutsches Quodlibet-Repertoire in die 'Missa Carminum" eingegangen ist, spricht einiges gegen eine Autorenschaft Isaacs, vieles jedoch dafür, dass die Komposition durch einen unbekannten mitteldeutschen Meister verfertigt worden ist. Dazu tritt noch der Umstand, dass Chorbuch 36 unmittelbar in Sachsen entstanden, also nicht der Reihe jener im Umkreis Isaacs entstandenen Chorbücher, wie sie die Chorbücher 31 und 32 repräsentieren, zuzurechnen ist. Vieles deutet also auf eine spezifisch mitteldeutsche Eigenleistung. Der unbekannte Verfasser hätte dann bei der Komposition der Messe sowohl auf heimisch-mitteldeutsches Quodlibet-Repertoire zugegriffen, als auch, wo es sich anbot, selbständig überlieferte, populäre Liedsätze in sein Werk eingeflochten. Die Zuschreibung an Heinrich Isaac wäre dann zu einem späteren Zeitpunkt doch noch bevor die Messe in das Jenaer Chorbuch 36 eingegangen ist, erfolgt, vielleicht wesentlich aufgrund der Verwendung des berühmten Innsbruck-Liedes. Mit dem Chorbuch 36 liegt, im Gegensatz zu den Chorbuch 31/32 eine Messenhandschrift betont mitteldeutsch-sächsischer Provenienz vor. War in den süddeutschen Codices überwiegend als "italienisch" eingestuftes Material ausgemacht worden, so zeichnet sich Chorbuch 36 auch über den Bestand an Werken des "Wittenbergers" Adam Rener durch mitteldeutsche Einflüsse aus; der Zugriff auf die spezifisch mitteldeutsche Quodlibet-Praxis bestätigt diese Meinung bestens. |
Literatur: |
-- Karl Erich Roediger, Die geistlichen Musikhandschriften der Universitätsbibliothek Jena, Bd. 1 (Textband), Jena 1935, S. 54
-- J. Heidrich, Die deutschen Chorbücher aus der Hofkapelle Friedrich des Weisen (Sammlung Musikwissenschaftlicher Abhandlungen, 84), Baden-Baden 1993, S. 349ff. -- Kathryn Ann P. Duffy, The books of Ordinaries, in: (Dies.), The Jena Choirbooks: Music and Liturgy at the Castle Church in Wittenberg under Frederick the Wise, Elector of Saxony. Vol. 1 & 2, Chicago 1995 -- J. Heidrich, "Jena: Musikhandschriften", in: Musik in Geschichte und Gegenwart: Sachteil, Kassel 1996, 4. Aufl., Sp. 1451-1455, hier: Sp. 1453-1454 |
Erstellt am: |
03.11.2011 - 12:52:15
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Letzte Änderung: |
04.10.2018 - 12:17:34
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MyCoRe ID: |
HisBest_cbu_00014290
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BE-Nummer: | BE_1052 |
URN (Derivate): | urn:nbn:de:urmel-1bb48d27-d632-4bb7-b381-36e0bae379018 |
Lizenz: |
Material: |
braunes Leder über Holz
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Beschreibung des Einbandes: |
braunes Leder, gänzlich restauriert, Reste des originalen Deckels auf dem neuen Einband • keine Schließen, stattdessen zwei neue Lederbänder • keine Beschläge • nur Einzelstempel • Beschriftung: neues Schild auf dem Rücken: Chorbuch 36
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Stempel: |
a. Laubstab, klein
b. Löwe [?]
c. Blüte, klein
d. Blüte, mittel
e. Blüte, groß
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Wasserzeichen: |
1. Turm T
2. Blume, groß V
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