24. Juli / 14. August 1945
Aktennotiz über eine Besprechung von Vertretern der Demokratischen Partei Weimar und des provisorischen CDU-Landesvorstandes über die Zusammenarbeit
A k t e n n o t i z
Betr.: Besprechung zwischen dem Vorstand der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Landesverband Thüringen und der Demokratischen Partei Thüringen am 24. 7. 1945.
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Auf Einladung des Landessekretariats der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Landesverband Thüringen, hatten sich die in der Anwesenheitsliste vom 24. 7. 1945 eingetragenen Angehörigen der Demokratischen Partei Thüringen und der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Landesverband Thüringen, eingefunden.
1.) In der Besprechung ergab sich, dass nach Darlegungen des Herrn Moog die Demokratische Partei Thüringens bewusst das Wort „Liberal“ vor ihrer Parteibezeichnung etwa gleichlautend mit der Berliner Parteigründung ablehnt.
Moog bezog sich hierbei auf den Gründungsaufruf der Liberal-Demokratischen Partei v. 5.7.1945 (abgedr. in: Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland [1968/D], S. 88-91) mit Waldemar Koch als 1. Vorsitzendem, während Mitte Juni zunächst ein Berliner Kreis um die früheren Reichsminister Wilhelm Külz und Eugen Schiffer eine „Deutsche Demokratische Partei“ in der Weimarer Tradition gründen wollten. Dok. 11 f.
2.) Die Vertreter der Demokratischen Partei Thüringen erklärten sich nur zuständig für die Ortsgruppe Weimar und nicht für das Land Thüringen. Sie führten aus, dass, wie bereits in früheren Zusammenkünften dargelegt, ein enges Zusammenarbeiten zwischen der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Landesverband Thüringen, und der Demokratischen Partei Thüringen stattfinden soll und wird.
Bei der Landesversammlung der Demokratischen Partei Thüringen am 29. 7. 1945 will Herr Moog ein[en]
3.) Es fand noch eine ausgedehnte Diskussion über die Schulfrage statt. Während die Demokratische Partei Thüringen für die „Gemeinschaftsschule“ eintritt, betonten die Vertreter der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Landesverband Thüringen, dass für die überwiegend katholischen Gebiete nur die „Bekenntnisschule“ und für die katholischen Diasporagebiete die „Privatschule“ für den katholischen Volksteil infrage käme. Ebenso umgekehrt soll auch für die überwiegend evangelischen Gebiete die „Bekenntnisschule“ eingeführt werden.
Es wurde festgestellt, dass bereits durch den geistlichen Vertreter der katholischen Kirche, sowie durch den Landesoberpfarrer der evangelischen Landeskirche Verhandlungen mit dem Leiter des Landesamtes für Volksbildung geführt werden.
Eine zu bestimmende Vertretung beider Parteien soll versuchen, hier eine einheitliche Linie zu finden.
4.) Es wurde eine weitere gemeinsame Besprechung nach der Landestagung der Demokratischen Partei Thüringen vereinbart.
Weimar, den 14. 8. 1945
Rie./T.
Quelle: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung St. Augustin , 03-031-199, n. fol. (ms. Ausfertigung).