11. August 1945
Aus dem Protokoll der SPD-Bezirkskonferenz zur Lage der Partei
P r o t o k o l l
Zur Bezirkskonferenz der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 11. August 1945 im Volkshaus zu Weimar.
Mit einstündiger Verspätung eröffnete Genosse Hoffmann anstelle des verhinderten 1. Vorsitzenden Genosse Brill die Tagung. Die Einladung war an alle Vorsitzenden der Orts- und Kreisvereine ergangen, da es sich um eine ausgesprochene Arbeitstagung handelte mit folgender Tagesordnung:
1.) Bericht über die organisatorische Lage der Partei
2.) Bericht der Satzungskommission
3.) Stellungnahme zur Gewerkschaftsfrage
4.) Bericht der Pressekommission
5.) Bericht zur Bildungsfrage
Zu Punkt 1.) der Tagesordnung berichtete Genosse Hoffmann.
Bald nach unserer 1. Landeskonferenz
Auf Grund des Beschlusses der 1. Landeskonferenz sind die Verhandlungen bei der russischen Militär-Administration wegen Herausgabe einer Tageszeitung aufgenommen worden. Der Name „Bund demokratischer Sozialisten“ findet bei der russischen Militär-Administration keine Anerkennung. Es ist deshalb erforderlich, dass dieser Name sofort von allen Briefbogen, Druckschriften und dergl. gestrichen werden muss, damit bei Versammlungen, Druckgenehmigungen usw. keinerlei Schwierigkeiten entstehen. Auch Genosse Brill wurde in der gleichen Frage von dem russischen Generalmajor Kolesnitschenko vernommen. Nur eine zentrale Regelung wird von der russischen Militär-Administration anerkannt. Genosse Brill hat nun inzwischen auch Verbindung mit dem Zentralausschuss der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Berlin aufgenommen. Der Zentralausschuss der SPD ist von Marschall Shukow als alleinige Vertretung der SPD anerkannt worden. Infolgedessen kann es keinen Bund demokratischer Sozialisten geben. Das Buchenwalder Manifest gilt nunmehr als ein historisches Dokument, an dem bekannte Männer des internationalen Sozialismus mitgewirkt haben. Genosse Brill ist vom Zentralausschuss bevollmächtigt worden, in dessen Namen die organisatorische Vorbereitung zum Aufbau unserer Partei im Lande Thüringen zu treffen. Nur wer vom Zentralausschuss anerkannt ist, hat das Recht, in den Bezirken für die Partei zu wirken. Diese Vollmacht muss dem russischen Kommandanten vorgelegt werden. Der Bezirksvorstand wird versuchen, die Schwierigkeiten nach Möglichkeit zu beseitigen, braucht dazu aber schriftliche Unterlagen der einzelnen Ortsvereine
[…]
Weimar, den 13. August 1945.
Marie Carnarius
Quelle: Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar , Bezirksparteiarchiv der SED Erfurt, II/1-001, Bl. 31r-33r, hier Bl. 31r (ms. Ausfertigung); abgedr. bei: Malycha: Auf dem Weg (1995/D), S. 104f.