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Weimar. / Großherzogl. Hof-Theater. / Sonnabend den 10. November 1866. / Mit aufgehobenem Abonnement: / Auf Höchsten Befehl, / Zum Vortheil der Weimarischen Schillerstiftung: / Neu einstudirt und in Scene gesetzt: / Die Verschwörung des Fiesco zu Genua / Trauerspiel in fünf Aufzügen von Schiller.
Datum:
Samstag, 10. Nov. 1866
Datum (zeitliche Klassifikation):
1865-1870
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
1
Aktanzahl (laut Quelle):
5
Rezension:
Weimarische Zeitung, Nr. 271, 18.11.1866, S. 1: „Anläßlich des Geburtstags Friedrich Schiller’s kam am 10. Nov. ‚die Verschwörung des Fiesko‘, seit längerer Zeit zum ersten Male wieder zur Aufführung. Die Rollen waren unseren vorzüglichsten Kräften übertragen, deren ausgezeichnete Leistungen in anderen Schiller’schen Stücken […] die Erwartungen bezüglich der Vorstellung des Fiesko nur steigern konnten. Gestehen wir indessen gleich, daß diese Erwartungen nicht erfüllt worden sind; die Vorstellung blieb, sowohl in der Inszenirung wie im Ensemble und in den individuellen Leistungen der einzelnen Künstler hinter den sonstigen Aufführungen klassischer Stücke an unserer, gerade in dieser Beziehung so rühmlich hervortretenden Bühne zurück. Es zog sich durch die ganze Aufführung ein eigenthümlicher Zug der Unfertigkeit, der Halbheit, der um so störender wirkte, als er durchaus fremdartig ist. Wir wissen nicht, ob es richtig ist, den Grund dieser Erscheinung in einem zu späten Einstudiren des Stückes zu suchen – soviel steht fest, daß die sämmtlichen Darsteller, mit wenigen Ausnahmen, keineswegs vollständig ihre Rollen innehatten, sondern sich in einer bedenklichen Abhängigkeit vom Souffleur befanden; daß die hieraus hervorgehende Unsicherheit die Freiheit des Spiels und der Bewegungen sehr oft hemmte, ist begreiflich. Es fehlte jedoch sowohl, was das Ensemble, sowie die Leistungen der einzelnen Künstler betrifft, nicht an Momenten von großer Wirksamkeit, in denen die Darsteller uns vergessen ließen, was vorher mangelhaft erschienen war. […] Eine höchst bedauerliche Erscheinung war uns die geringe Theilnahme des Publikums an dieser Aufführung. Es ist, meinen wir, eine besondere Ehrenpflicht für das weimarische Publikum das Andenken an seine große [!] Todten an einem solchen Gedächtnißtage besonders zu ehren, zumal, wenn damit zugleich die Gelegenheit geboten wird, die Interessen der Schillerstiftung zu fördern. Wenige Tage vorher hatten wir in süddeutschen Blättern das Lob gelesen, welches Weimar dafür gespendet wird, daß es den Ertrag einer Theatervorstellung alljährlich dieser Stiftung zuwendete: wir errötheten am 10. Nov., als uns ein Blick auf die leeren Bänke sagte, daß dieß Lob, soweit es sich auf das weimarische Publikum bezog, ziemlich unverdient war; schwerlich sind an jenem Abend die Kosten der Vorstellung gedeckt worden.“;
weitere Rezension:
Die Deutsche Schaubühne, Bd. 8 (1867), Heft 1/2, S. 157: "Leider können wir diese Aufführung nicht als eine jener Musteraufführungen bezeichnen, wie wir sie gerade vorzugsweise bei Neuigkeiten und Neieinstudirungen an unsrer Bühne gewohnt sind. Das Zusammenspiel ließ Präcision und künstlerische Harmonie vermissen; der Darstellung mehrer der hervorragendsten Charaktere fehlte theils jene überzeugende Schärfe der Auffassung, theils jene poetische Sättigung des Colorits, ohne welche diese schwungvollen Gestalten des noch von stürmischer Jugendbegeisterung hingerissenen Dichters, sobald sie den realen Boden der Bühne betreten, nicht viel mehr als wesenlose Schatten bleiben; nur Muley Hassan, Verrina und Andreas Doria traten voll und kräftig in's Leben. Der ganzen Vorstellung merkte man deutlich an, daß ihre Vorbereitung ebensowohl der mittelbaren wie der unmittelbaren künstlerischen Inspiration unsres bewährten, mit seinem scharfen kritischen Blick Alles und Jedes übersehenden und mit seinem eminenten Organisationstalent ins rechte Licht setzenden Bühnenleiters entbehrt hatte: in der zweiten Oktoberhälfte bereits war Dingelstedt in seiner Eigenschaft als Mitglied des Verwaltungsraths der Deutschen Schillerstiftung nach Wien, als dermaligem Vorort und Centralsitz derselben berufen, und blieb mehrere Wochen dort gefesselt."