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Weimar. / Großherzogl. Hof-Theater. / Donnerstag den 17. März 1864. / 102te Vorstellung im Jahres=Abonnement. / Zu Friedrich Hebbel's Gedächtnissfeier / (geb. 18. März 1813, gest. 13. Dezember 1863.) / Zum ersten Male: / Judith / Tragödie in fünf Aufzügen von Hebbel / nach dem für das Wiener Burgtheater vom Dichter eingerichteten Manuscripte.
Datum:
Donnerstag, 17. März 1864
Datum (zeitliche Klassifikation):
1860-1865
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
1
Aktanzahl (laut Quelle):
5
Auff.-Stat.:
Erstaufführung
Rezension:
Die Deutsche Schaubühne, Bd. 5 (1864), Heft 4, S. 93.f: "Die hervorragendste Novität des März war Hebbel's "Judith" [...]. Sein Erstlingsdrama [...] hatte wie mit Einem Zauberschlag den Namen Friedrich Hebbel berühmt gemacht [...]. Dennoch galt diese "Judith" von Anfang an immer mehr für ein gewaltiges Literatur-, als Theater-Drama und wurde von verhältnißmäßig nur wenigen Bühnen zur Aufführung gebracht. Auch das Weimarische Hoftheater hatte dies unter seinen früheren Leitungen versäumt. Es konnte daher, nachdem es bereits vor drei Jahren Hebbels letztes Werk, die noch kurz vor des Dichters Ende preisgekrönte Nibelungentragödie, zuerst von allen Bühnen in Scene gesetzt hatte, des Dichters Todtenfeier nicht würdiger begehen, als indem es jene Ehrenpflicht gegen ihn nachholte. Diese nachträgliche Aufführung hat uns nun zugleich augenscheinlich bewiesen, auf welch' nichtigem Vorurtheil die bisherige gewohnheitsmäßige Fernhaltung der "Judith" von den Brettern gegründet war und wie im Gegentheil ihre theatralische Wirkung eine ganz bedeutende ist. Freilich war die hiesige Aufführung, nach dem von Hebbel selbst für das Wiener Hofburgtheater eingerichteten Manuskript, eine vorzügliche: die sorgsamste Einstudierung, ächt künstlerische Inscenirung und karakteristische Ausstattung an Dekorationen und Kostümen unterstützten sich gegenseitig in schöner Harmonie. Die Darstellerin der Judith, Frl. Knauff, war mit einem für ihre Jugend überraschenden Verständniß in die labyrinthischen Tiefen dieses ungewöhnlichen heroischen Frauenkarakters eingedrungen und gab eine, wenn auch nicht vollendete, doch immerhin schon sehr verdienstliche Inkarnation des poetischen Vorwurfs, welcher ihre blendende äußere Erscheinung trefflich zu Statten kam. Für die wilde und unbändige Titanennatur des Länderverwüsters Holofernes war Hrn. Lehfeld's künstlerische Individualität wie geschaffen; hin und wieder, namentlich zu Anfang hätte der Darsteller noch ein grelleres Kolorit wählen dürfen. Von den Nebenrollen traten besonders wirksam hervor Ephraim: Hr. Dahn, Daniel: Hr. Milde, Samaja: Hr. Grans, der Aelteste von Bethulien: Hr. Schmidt. Die Vorstellung, welche bereits am 30. März wiederholt und jedes Mal mit der Gegenwart des Großherzogl. Hofes, das zweite Mal auch mit der des gerade hier zum Besuch verweilenden Großfürsten Konstantin von Rußland beehrt wurde, fand außerordentlichen Anklang und Beifall, der sich für die Darstellerin der Titelrolle zu mehrmaligem Hervorruf steigerte."
weitere Rezension: Weimarische Zeitung, Nr. 73, 27.03.1864, S. 1f.