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Weimar. / Großherzogl. Hof-Theater. / Mittwoch den 23. Oktober 1872. / 28te Vorstellung im Jahres=Abonnement. / Neu einstudirt: / Donna Diana. / Lustspiel in fünf Aufzügen nach dem Spanischen des Moreto, von West.
Datum:
Mittwoch, 23. Okt. 1872
Datum (zeitliche Klassifikation):
1870-1875
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
1
Aktanzahl (laut Quelle):
5
Rezension:
Weimarische Zeitung, Nr. 252, 26.10.1872, S. 2: „Als Donna Diana trat Frau Ulrich zum letzten Male auf, und wir erinnern uns seit langer Zeit keiner so abgerundeten, nach jeder Seite ausgearbeiteten Darstellung dieser schwierigen Rolle. Mit Ausnahme eines allzu tragischen Pathos in der vorletzten Scene waren die Abwechslung von Leidenschaft und Laune, die Uebergänge von sicherer Empfindung zum leichten Humor so fein vermittelt, die ganze Rolle hatte etwas so Einheitliches, psychologisch Wahres, daß wir die vollste Anerkennung eines echt künstlerischen Gebildes aussprechen. Der leichte Ton des Lustspiels scheint Frl. Ulrich mindestens ebenso sicher wie der tragische zu Gebote zu stehn, sie gebrauchte ihn hier mit ungemeiner Anmuth und Grazie und dazu kommt, daß ihr Organ die volle Biegsamkeit zu so wechselndem Ausdruck besitzt, während es bei starker Anstrengung in den tiefen Tönen nicht immer klangvoll bleibt, kurz die so reichbegabte Künstlerin hat uns den Abschied ebenso schwer, wie den Wunsch nach einer Wiederholung ihres Gastspiels rege gemacht. Von Herrn Brock als Cäsar wollen wir nur sagen, daß seine Intentionen ein recht verständnißvolles Eingehen in die gleichfalls schwierige Aufgabe verriethen; um dieselbe zur ganzen Wirkung zu bringen, muß der Schauspieler eine bedeutende Routine besitzen und durchaus Herr seiner Mittel sein. Beides ist bei Herrn Brock noch nicht der Fall; sein Organ ist wohlklingend, aber durch einen zu dumpfen Ansatz beeinträchtigt; auch gehorcht es noch nicht den feineren Modulationen. Hingegen war seine Deklamation, wo sie breiter angelegte Empfindungen schildert, warm und ausdrucksvoll. Mit seiner vortheilhaften Persönlichkeit weiß Herr Brock noch nicht recht umzugehn, und aus allem Angeführten muß man schließen, daß er noch nicht lange auf der Bühne ist. Somit wären weitere Leistungen abzuwarten, namentlich solche, die in breiter ausgeführter Anlage das ganze dramatische Leben des Künstlers zu Tage fördern, um ein näheres Urtheil über ihn zu fällen. Der Perin des Herrn Edgar enthielt viel Gutes; eine scharf nüancirte Darstellung verrieth, daß die Rolle wohl durchdacht war; auch die Schattirungen von Empfindung und sprühendem Witz ließen sich bemerken, aber der ganze Perin war es darum noch nicht. Es fehlte ihm die raffinirte Schlauheit, der geschmeidige Zug, durch welchen er die Andern in ihren Schwächen erkennt und beherrscht. Zudem waren seine Manieren etwas zu plump; je mehr er Diana und Cäsar beherrscht, um so mehr giebt er sich den Anschein des Dieners und ein solcher faßt seinen Herrn nicht fortwährend bei den Händen, oder klopft ihm auf die Schulter, wie er auch gegen die Herrin noch unterwürfiger und geschmeidiger sein müßte. Die übrigen Rollen waren in wohlbewährten Händen, und auch Fräul. Ethel als Donna Fenisa hielt sich so gut im Rahmen des Ganzen, daß es scheint, ihre häufige Beschäftigung wird ihr recht vortheilhaft zu Statten kommen.“
zweiter TZ mit Hinweis zu Besetzungsänderung: "Theater=Nachricht. / Die Rolle des Perin spielt Herr Edgar. / Weimar, den 23. Oktober 1872. / Großherzogl. General-Intendanz / des Hof-Theaters und der Hof-Kapelle." (vgl. Bl.31)