Weimarische Zeitung Nr. 272, 19. November 1889, S. 1: „Wir stehen nun vor einer bedeutenden Tonschöpfung auf dem Gebiete der modernen Kunstform, einer symphonischen Dichtung DON JUAN nach Lenau von Richard STRAUß. Seine hier bereits aufgeführten Werke ließen uns Hervorragendes von ihm erwarten; was uns aber seine letzte Tondichtung bot, hat uns imponirt und großen Eindruck gemacht. Voll und ganz beherrscht der Komponist mit seiner Empfindung dieser Toncharakterisirung und mit einer Kühnheit der Erfindung und der Ausdrucksweise stellt er uns dieselbe hin, daß wir seine Gestaltungskraft voll bewundern. Diese Orchestrirung ist höchst interessant, die gewagtesten äußeren Mittel sind genial angewendet und entwerfen uns das Bild mit scharfen Umrissen, so daß wir nach diesem erstmaligen Hören doch bereits einen ganz bestimmten und eigenartigen Eindruck erhalten haben. [...] Der begeisterte dreimalige Hervorruf war der natürliche Ausdruck der Empfindung der durch das Werk sichtlich ergriffenen Zuhörer. Die Kapelle hatte ganz Vortreffliches geleistet, sie war ein beseelter Körper. BEETHOVENS PASTORALE-SYMPHONIE bildete den herrlichen Schluß. Mit großer Pietät hat Herr Strauß sie dirigirt, was bei seiner ausgesprochenen Eigenart doppelt verdienstlich ist. Die Feinheit der Empfindung für Beethoven verdankt er wohl auch zum Theil seiner Meininger Zeit, wo Bülow in unvergleichlicher Weise die Beethovenschen Symphonien interpretirte und damit eine Tradition geschaffen hat, als deren hervorragenden Bekenner wir Herrn Strauß mit Freuden nennen. Wir und wohl alle Zuhörer mit uns haben die Schönheiten dieses Konzertes voll empfunden und durch reichen Beifall den Dank ausgedrückt.“